
Kinder mit Verhaltens- und emotionalen Störungen in der Mutter-Kind- und Vater-Kind-Reha
Kinder (nicht nur) in Deutschland wachsen in einer Welt auf, die nicht immer kinder- und familienfreundlich ist. Der gesellschaftliche Wandel überfordert auch sie: Zu viele Reize, zu viel Stress, zu wenig sinnliche Erfahrungen in der Natur, Leistungsdruck bereits in Kindergarten und Schule. Es gibt oft keinen sozialen und psychischen Schutzraum mehr, in dem Kinder frei von sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Bedrohungen aufwachsen können.
Kinder können unter dem Stress und Zeitmangel der Erwachsenen leiden. Viele Kinder wachsen in „schwierigen“ Familiensituationen auf, erleben Trennung, Scheidung, den Verlust eines Elternteils. Auch Probleme der Eltern, schwere, chronische Erkrankungen eines Familienmitglieds, Paarprobleme, unbewältigte Konflikte aus der Familie von Mutter oder Vater haben Auswirkungen auf die emotionale und körperliche Entwicklung des Kindes.
Unter solchermaßen schwierigen Lebensbedingungen entwickeln Kinder verstärkt Verhaltens- und emotionale Störungen wie hyperkinetische Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, Ängste, Schlafstörungen, psychosomatische Störungen wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Einnässen, Stottern; es treten Konzentrationsstörungen, Erziehungsschwierigkeiten und Schulprobleme auf. Stress und Überforderung können auch Auslöser sein für Essstörungen, Adipositas, Haltungsfehler und gesteigerte Infektanfälligkeit. Bildlich gesprochen spiegeln die Symptome des Kindes seine „gestörte“ Lebenswelt wider. Das Kind drückt so die „Unordnung“ in seiner Familie und seiner nahen Umwelt aus. Die Gesundheitsstörung der Kinder führt oft dazu, dass Mütter bzw. Väter unter einer rollentypischen Überlastung ebenfalls erkranken. Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Reha bietet dann optimale Therapie.
Ziele der Therapie
In der Rehaklinik Schwabenland wird das System Familie als Ganzheit betrachtet. Schwierigkeiten eines Familienmitglieds wirken sich immer auch auf die Angehörigen aus. Ein Symptom zeigt, dass es in einer Familie möglicherweise ein Problem gibt, es hat also durchaus auch eine positive Bedeutung.
Ziel des Therapiekonzeptes ist es, die Kommunikation in der Familie zu verbessern und eine entwicklungsfördernde Atmosphäre herzustellen, um das Selbstwertgefühl zu steigern. Die Familienmitglieder werden dabei unterstützt, liebevoll miteinander umzugehen und bei Problemen selbst kreative Lösungen zu finden.
Diagnostik und Therapie
Wir analysieren, welche Fähigkeiten und Kernkompetenzen eine Familie hat, die sie für die Lösung von Problemen nutzen kann. Dazu werden Methoden der Familien- und Verhaltenstherapie eingesetzt.
Im Rahmen der Vorsorge und Rehabilitation in der Klinik Schwabenland können wir das Familiensystem behandeln. Wir beobachten das Kind in verschiedenen Lebensbereichen: Wie zeigt es sich zusammen mit dem Elternteil, wie verhält es sich alleine, wie in der Gruppe mit Gleichaltrigen? Gemeinsam mit der Familie suchen wir kreative Lösungen, geben Impulse für eine entwicklungsfördernde Atmosphäre in der Familie und Anregungen für eine hoffnungsvolle Verbindung zur Gesellschaft.
Zu Beginn des stationären Aufenthalts findet eine medizinische Eingangsuntersuchung sowie eine Sozial- und Familienanamnese statt. Weiter werden die Ziele der Mutter bzw. des Vaters und ihre Erwartungen an die Vorsorge- bzw. Rehamaßnahme erhoben. Anhand dieser Angaben erstellen wir zusammen mit den Patienten einen individuellen Therapieplan, der sich an einer ganzheitlichen Sichtweise orientiert. Wir bieten eine kontinuierliche medizinische Betreuung und ärztliche Überwachung der vielfältigen Therapieformen bei den Erwachsenen. Gerade die Kombination aus aktivierenden und entspannenden, aufdeckenden und ausgleichenden Maßnahmen ist wichtig, um die Selbstheilungskräfte der Patientinnen und Patienten anzuregen.
Die Klinik Schwabenland bietet ein breites Therapieangebot, das individuell an die Bedürfnisse der einzelnen Patienten angepasst wird.
Die Therapieangebote und pädagogischen Maßnahmen für Kinder richten sich nach Alter und Problematik, wobei wir den Schwerpunkt auf pädagogische Angebote legen. Eine besondere Rolle spielen die reizarme ländliche Umgebung und der Kontakt mit Tieren. Je nachdem wird therapeutisch und pädagogisch mit Haus- und Nutztieren gearbeitet, aber auch der Tierkontakt und die Tierpflege werden entsprechend eingesetzt. Durch erlebnispädagogische Angebote werden Eigeninitiative, Spontanität, Kreativität, Selbstvertrauen und Selbstverantwortung gefördert, regelmäßige Aufenthalte im Freien stärken das Immunsystem. Daneben bietet die Klinik heilpädagogische Angebote, Angebote zur gesunden Ernährung, Gymnastik und eine Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder.
Es gibt Angebote für Mütter und Väter, die die Ruhe und Entspannung fördern. In Gesprächskreisen können sie ihre Sorgen und Nöte einbringen und Lösungsansätze für ihre Situation finden. Dabei geht es um das Aufdecken von Konflikten, das Ausprobieren neuer Verhaltensweisen, um die Stärkung von Selbstvertrauen und Lebensfreude.
Die Gruppenangebote für Mütter und Väter umfassen u.a. Sport- und Bewegungstherapie, Entspannungsverfahren (z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson), themenzentrierte Gruppengespräche, Erziehungsberatung, Migränegruppe, Gruppe für Alleinerziehende, Stressbewältigung, Gruppe für soziale Kompetenz, Musiktherapie und Ernährungsschulung.
Wir bieten ärztliche Untersuchung und Beratung, therapeutisches Arbeiten mit Haus- und Nutztieren, Ernährungsberatung sowie physiotherapeutische Angebote wie Wirbelsäulengymnastik, Einzelgymnastik und Wärmeanwendung an. Die Therapeuten aus dem psychosozialen und pädagogischen Bereich beraten bei Fragen der Erziehung und Lebensgestaltung.
Mutter-Kind- bzw. Vater-Kind-Angebote wie heilpädagogische Übungen zur Förderung von Ruhe oder Bewegungsfreude sollen die Interaktion von Mutter, Vater und Kind verbessern, ebenso wie gemeinsames Spielen. Zu den Angeboten gehören: Eltern-Kind-Programme wie Spiele-Nachmittage, Musiktherapie für Eltern mit Kleinkindern, Mutter-(Vater-)Kind-Turnen mit Kleinkindern sowie die gemeinsame therapeutische Arbeit mit Haus- und Nutztieren.
Der Therapiebauernhof Burgau
Tiere können bei der therapeutischen Arbeit eine äußerst positive Rolle spielen. In Dürmentingen haben wir deshalb einen eigenen Bauernhof, auf dem u.a. Kinder ab 7 Jahren mit emotionalen Störungen und Verhaltensstörungen mit großem Erfolg behandelt werden.
Auf dem Therapiebauernhof Burgau sind die vielen Tiere nicht nur zum Streicheln da. Die Kinder werden in die Pflege eingewiesen und übernehmen Verantwortung. Die Arbeit im Stall und auf dem Hof, die sprichwörtliche frische Landluft, der Kontakt mit den Tieren und den anderen Kindern – all das gibt die Rahmenbedingungen für erfolgreiche Therapie. Hinzu kommen ganz besondere Angebote auf unserem Bauernhof, z.B. Erlebnispädagogik mit Klettern.
Ärztliches Attest
Dieses Fachkonzept ist in erster Linie der Therapie von Kindern gewidmet. Nicht, um die Mütter und Väter in den Hintergrund treten zu lassen, vielmehr um zu verdeutlichen, wie das Angebot in der Rehaklinik Schwabenland den gesamten Gesundheitsproblemen in einer Familie gerecht wird - und damit auch und besonders den Müttern und Vätern zugute kommt. In der Mutter-Kind- und Vater-Kind-Reha steht die Behandlung der Mutter bzw. des Vaters im Vordergrund. Wenn die Kinder behandlungsbedürftig sind, brauchen sie ein eigenes ärztliches Attest und eine Bewilligung der Krankenversicherung.
Indikationen
für die Mutter-Kind- und Vater-Kind-Reha mit Kindern mit Verhaltens- und emotionalen Störungen
Kinder:
- somatoforme Störungen
- hyperkinetische Störungen
- Störungen des Sozialverhaltens
- Kombinierte Störung
- Emotionale Störungen
- Störungen sozialer Funktionen
Erwachsene:
- depressive Episode
- Anpassungsstörung